Leben und Kampf von Andrea Wolf
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Einführung


Am 23.Oktober 1998 wurde unsere Genossin Andrea Wolf als Hevala Ronahî in Çatak in Nordwestkurdistan gemeinsam mit sechs weiteren FreundInnen von türkischen Soldaten, nachdem sie lebend gefangen genommen wurden, ermordet. Andrea war Mitglied der ARGK (Ate<a Rizgarîya Gelê Kurdistanê), der Volksbefreiungsarmee Kurdistans und Mitglied einer Fraueneinheit der YAJK (Yektîya Azadîya Jinen Kurdistanê), dem freien Frauenverband Kurdistans. In einem Gefecht fielen weitere 23 Freundinnen und Freunde.

Andreas Leben und ihre Geschichte ist auch eine Geschichte des Widerstandes in der BRD, seit Anfang der 80er Jahre. Sie war eine Genossin, die an vielen Brennpunkten auf der Barrikade war, um die HERRschenden Verhältnisse in Deutschland ins Wanken zu bringen. Und sie war eine Genossin, die versuchte die Einheit von Theorie und Praxis herzustellen. Viele ihrer Gedanken und Vorstellungen brachte sie zu Papier, um sie auch anderen zu vermitteln. Diese Texte machen Erfahrungen aus ihrem Leben für andere nachvollziehbar.

Andreas Botschaft ist ihr Mut, ihre Entschlossenheit und ihre Ausdauer, mit denen sie sich durchs Leben geschlagen hat. Auf ihrem Weg liegen schmerzliche Ereignisse, wie der Tod ihres Zwillingsbruders Tom, drei Verräter, die jedesmal eine Welle von Repression los traten. Einschnitte nach denen Andrea sich wieder zurechtfinden und orientieren mußte.
Ihr Mut drückte sich in diesen harten Phasen darin aus, daß sie sich immer wieder auf andere eingelassen hat, sich trotz persönlicher Katastrophen nicht zurückzog, sondern die Probleme versuchte kollektiv anzugehen. Auch in ihren letzten Lebensjahren auf einem anderen Kampfterrain.

Ihre Annäherung an den kurdischen Befreiungskampf war nicht aus der Not geboren, der Repression zu entfliehen. Sie hatte ihre Wurzel in dem Wissen, daß eine revolutionäre Perspektive nur international erkämpft werden kann. Sie hat das für sich praktisch gemacht.

In ihrem Tagebuch und ihren Briefen aus Kurdistan schreibt sie darüber, wieviel sie gelernt hat, aber auch was sie selbst aus ihren Erfahrungen vermittelt hat. Dieser Austausch von Erfahrungen macht die Kämpfe reich - ist wie das Salz in der Suppe.
So steht Andrea in einer langen Tradition von Internationalistinnen und Internationalisten, die einerseits gegen Ausbeutung und Unterdrückung gekämpft haben und anderseits Kollektivität und Befreiung lebten. Sie war konsequent, bis zuletzt. So wie jede und jeder es sein kann, egal wo auf der Welt.
Ihr Erbe ist ein Aufruf an alle, Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus zu bekämpfen und eine Perspektive von Befreiung und Emanzipation zu eröffnen - auch in schweren Zeiten.

Wir, Freundinnen und Freunde von Andrea, wollen in Ausschnitten ihr Leben nachvollziehbar machen, auch wenn uns das sicher nur teilweise gelingt, weil ihr Engagement sehr vielfältig war.

Wir haben zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedlichen Terrains mit ihr gekämpft und gelebt. Wir haben uns zum Teil erst nach Andreas Tod kennengelernt und sind uns während der Arbeit zu dieser Broschüre näher gekommen, auch wenn die Diskussionen nicht immer einfach waren. Wir sind kein homogener politischer Zusammenhang, aber für jede und jeden von uns, war die Zeit mit Andrea intensiv und deshalb war sie auch die Klammer zwischen uns.


Die Redaktionsgruppe

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machwerk, frankfurt (2000)