Leben und Kampf von Andrea Wolf
Seiten 71-72
Libertad! und der internationale Kampftag für die revolutionären Gefangenen


Andrea war auch Gründungsmitglied der bundesweiten Initiative Libertad!. Die Zielsetzung der Initiative ist ein internationales Netzwerk für die Freiheit der politischen Gefangenen weltweit aufzubauen.
Geboren wurde die Idee auf dem Anti-WWG-Kongress (gegen den G7-Gipfel) in München 1992. Dieses Jahr, im April 1999 in Berlin, hat Libertad!, zusammen mit einem internationalen Vorbereitungskommitee, die erste Konferenz mit dem Titel „Befriedung oder Befreiung“ durchgeführt. Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter aus Organisationen und Gruppen aus über 30 Ländern.
Das folgende interne Diskussionspapier der Gruppe Kein Friede wurde unter anderem auch von ihr erarbeitet.


Vorschlag
für die Diskussion um weiteres Vorgehen im Zusammenhang mit „Internationalen Tag“ und Gründung eines Initiativkreises Libertad für die Freiheit der politischen Gefangenen weltweit.

Ausgangspunkt sind die Überlegungen zur internationalen Diskussion unter den radikalen und revolutionären Kräften, Bewegungen, Organisationen. Von uns aus das Bestreben, in einem internationalen Austausch von Erfahrungen, Sichtweisen, Schlußfolgerungen, uns mit diesen zu konfrontieren und einen gegenseitigen Lernprozeß zu eröffnen. (s. Überlegungen in „in die herzen“). Hoffnung ist, daß sich daraus Momente und Ansatzpunkte einer strategischen Übereinstimmung herausbilden, die langfristig einen Keim zu einer „revolutionären Internationale“ legen.

Die Notwendigkeit einer solchen Diskussion wurde von den VertreterInnen der verschiedenen Organisationen ebenfalls zum Ausdruck gebracht. Der Kongreß und die Diskussion im Forum 1 können allenfalls ein erneuter Anfang sein. An diesem wollen alle festhalten. In der gemeinsamen Diskussion wurde herausgestrichen, daß wir uns unmittelbare Schritte vornehmen müssen. Genannt wurden da
* ein internationales „Netzwerk Forum 1“ zu schaffen, das dazu dienen soll den Kontakt und die Verbindung unter den beteiligten Gruppen aufrechtzuhalten.
*einen internationalen Kampftag für die Befreiung der revolutionären Gefangenen zu initiieren.

WAS IST ZU TUN?
1. Kommunikation mit den ReferentInnen um an die Diskussion in München anzuknüpfen, und an die Idee des Tages und des „Netzwerkes“ zu erinnern, haben wir einen Brief an die ReferentInnen geschrieben.
2. Kurzbericht für WWG-Treffen um die Leute über die Diskussion in München und die Idee des Tages zu informieren. Wir wollen ihnen damit auch die Möglichkeit geben, eine realistische Einschätzung des Standes der „internationalen Diskussion in München“ zu kriegen. Notwendig scheint uns das auch um zu verhindern, daß sich die Idee verselbständigt, bevor sie überhaupt spruchreif ist. ...
3. Information der Gefangenen. Einige sind bereits informiert, die meisten allerdings nicht. Es ist also notwendig, sie in geeigneter Weise zu informieren. Das betrifft auch die Gefangenen in Westeuropa. Wir schlagen vor, den Gefangenen einen Brief zu schreiben, den Brief an die ReferentInnen plus Kurzbericht anzuhängen. Zu diesem Punkt folgt noch eine mündliche Anmerkung: Wir wollen den Gefangenen vorschlagen, zwei Gefangene zu benennen, die für sie sprechen, als eine Art Knast-AG.
4. Vorschlag für Bildung der Initiative: „Internationaler Kampftag...“, die von der BRD aus mitarbeitet
Es ist klar, daß wir diese Initiative, die
wir in München zwar angefangen haben, nicht alleine tragen können und wollen. Wir haben überlegt, was der beste Weg wäre um das Ganze zu initiieren, und auch verantwortliche Strukturen zu schaffen. Wir müssen gewährleisten, daß in der BRD eine fundierte, langfristig angelegte, kontinuierliche Diskussion und Arbeit zu/in dieser Initiative entsteht, auch daß die „deutsche Beteiligung“ dem internationalen Prozeß nicht vorweg greift. Es soll ja keine deutsche Aktion werden. Gleichzeitig ist uns wichtig, daß es eine Initiative wird, die über linksradikale Strukturen hinausgeht. Auch im Sinne der Resolution von Graciela, Mirtala, usw. in der Diskussion sind wir darauf gekommen, einen politischen Initiativkreis zu schaffen.

Aufgaben des Initiativkreises:
a. politische:
- Diskussion und Bestimmung über Ausrichtung, Charakter, Stoßrichtung der Kampagne in Deutschland
- wie soll eine Mobilisierung aufgebaut werden, in welche Situation und mit welchen Schwerpunkten wirken
- den, d.h. welchen Tag diskutieren und vorschlagen. Damit dann auch aus den Vorschlägen aus den anderen Ländern ein gemeinsamer Tag gefunden werden kann.
- die Diskussion mit den Gefangenen verknüpfen
- einen nationalen Aufruf entwickeln
- Überlegungen für öffentlichen Auftakt: eventuell Veranstaltung
- kontinentale Ausweitung/Europa
b. organisatorisch:
- Einrichtung einer Kontaktstelle, gegenseitige Information u.a.
- Überlegungen für Exekutivausschuß/Büro etc
- Finanzen

Der Initiativkreis soll KEIN Bündnis von Gruppen/Organisationen sein. Wir wollen daß es eine verbindliche, persönliche Mitgliedschaft gibt. Also Leute, die sich auf eine langfristige Arbeit einlassen, mit Vollmandat - aus bestimmten Gruppen, Spektren, aber als Personen.
Wir werden als eine Gruppe in diesem Initiativkreis mitarbeiten.
Wir haben die Frage der Verknüpfung „internationales Netzwerk“ und diesem Initiativkreis/ internationaler Tag diskutiert. Bis jetzt ist es so, daß wir die Initiative ins Leben gerufen haben; wir knüpfen daran perspektivisch eine über den Internationalen Tag hinausgehende Diskussion; der Initiativkreis soll unterschiedlich zusammengesetzt sein - sollen sie am „Int. Netzwerk“ alle beteiligt sein - und wie ist das Verhältnis?

Wir denken, das dies getrennt gehalten werden muß. Der Initiativkreis erhält alle Infos aus dem Netzwerk, die den Tag betreffen, alle Kontakte etc. Perspektivisch soll sich das so entwickeln, daß der Initiativkreis selbst alle Kontakte zu entsprechenden Initiativkreisen in anderen Ländern hat, sobald sie sich dort gebildet haben.

Im Zusammenhang mit dieser Diskussion, aber auch um Netzwerk und Int. Tag herum, müssen wir unsere Vorstellungen „internationaler Diskussion“ präzisieren. Wir müssen unseren Ausgangspunkt benennen, welchen Stellenwert und Charakter wir dieser Diskussion geben wollen. Wie notwendig das ist, zeigt die nachträgliche, größtenteils idealistische Bewertung im linksradikalen Spektrum.
Im Kurzbericht für das WWG-Treffen können wir da einige Punkte und Kriterien auflisten und zur Diskussion stellen. Erst recht werden wir das in unserem Text „Herzen-2“ machen müssen.

Mit diesem Vorschlagspapier ist die Arbeit der i.ko vorläufig beendet. Laßt uns das zügig diskutieren und entscheiden, damit wir die anstehenden Aufgaben angehen können. Wir werden dann auch entscheiden müssen, welche Art und welchen Grad der Arbeitsteilung wir machen. Um die Arbeit zu gewährleisten, müssen Verantwortliche für die langfristigen Bereiche festgelegt werden:
- Initiativkreis (Einladung, Treffen, weitere Koordination etc.)
- Gefangene (hier und Westeuropa)
- Kommunikation mit den ReferentInnen (Netzwerk, Übersetzungen etc.)

VENCEREMOS ADELANTE!!!
LIBERTAD PARA TODOS LOS PRESOS POLITICOS!!!
FREEDOM TO ALL POLITICAL PRISONERS!!!
FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!!!

Oktober 92

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machwerk, frankfurt (2000)