El
Salvador - Bericht einer Reise
31. März 1993
Ich
besuchte vom 2. bis zum 10. März 1993 in San Salvador etliche Organisationen,
unter ihnen eine Frauenorganisation, Familienangehörige von politischen
Gefangenen und Verschwundenen, Komitees, die die nationale Debatte organisieren,
Koordinationen von mehreren Organisationen, Basiskomitees, und ein Radio
...
Zwischen dem 22. März und dem 2. April besuchte ich Parzellen von
Kooperativen, nahm an dem Marsch zum Gedenken an Bischof Romero teil,
mit dem auch gegen das Amnestiegesetz protestiert wurde, an Versammlungen
und hielt dort, u. a. auf einer der FPL/FMLN, auch selbst Grußworte.
Grund für
meine Besuche:
a) Um die
Situation in El Salvador kennenzulernen und zu überprüfen, ob
die Einschätzung des Prozesses, die unsere Organismen in Deutschland
haben, korrekt ist oder nicht. Das hat große Bedeutung für
uns, weil wir viel vom Kampf des salvadorenischen Volkes lernen können,
aber deswegen müssen wir ihn auch richtig verstehen.
b) Um den
Kontakt aufrecht zu erhalten, der in der Mobilisierung gegen den Weltwirt-schaftsgipfel
der sieben industrialisierten Staaten in München 1992
stattgefunden hat. Unser Organismus hat ein Forum bei dem Gegenkongress
organisiert, um eine Diskussion zwischen Befreiungsbewegungen in der neuen
Kampfetappe zu initiieren.
Ich bin auch gekommen, um das Projekt des Internationalen Kampftages
für die Freiheit der politischen Gefangenen weltweit zu vertiefen,
im Kontext der Menschenrechte und der Demokratie der Neuen Weltordnung,
das dort in München von internationalen Vertreter/innen geplant wurde.
c) Außerdem,
um eine Diskussion zu haben, die weiter geht als nur die Probleme
zu lösen, die aus der täglichen Realität kommen, denn das
ist heute nicht ausreichend, um grundlegende Veränderungen zu erreichen,
denn die jeweilige Situation des Drucks in allen Ländern, Regionen
und Dörfern, hat seine Ursachen nicht allein in den Bedingungen hier.
Diese Diskussion brauchen wir, denn wir sind - allgemein die radikale
Linke in Deutschland- in einer tiefen Krise und die alten Konzepte haben
keinen Wert mehr. Um neue Wege zu finden wollen und brauchen wir den Austausch
mit revolutionären Bewegungen und Parteien.
Zusammenfassung:
Ich kann nicht alles exakt einschätzen, besonders nicht die Situation
nach dem 15. März, dem Tag der Veröffentlichung des Berichts
der Wahrheitskomission und vor den Wahlen im März 1994, deswegen
folgen nur einige meiner Eindrücke:
1. Die
Vertreter/innen der Organismen hatten die Fähigkeit, uns, die wir
Ausländer/innen sind, sehr plastisch die Situation in ihrem Land
zu erklären und auch ihre konkrete Arbeit. Gleichzeitig flossen natürlich
in alles ihre Gedanken und Einschätzungen ein, aber sie gaben keinen
Raum, es zu diskutieren.
Wir hatten die Rolle,
allem nur zuzuhören. Am Schluß wurde uns gesagt, daß
Geld gebraucht wird und das wars.
Ich bin mir sicher, daß das verschiedene Gründe hat: wirklich
dringend Geld zu brauchen, sie warten nicht auf eine Meinung von Leuten,
die außerhalb leben und noch keine Vorstellung selbst haben,
und dann noch, daß sie diese Beziehungen in der Arbeit mit Solidaritätsgruppen
und ihren Delegationen gewöhnt sind, die oft keine politische
Position haben, weil die Leute nicht aus einer revolutionären
Bewegung oder Kampf kommen.
2. Der
demokratische Austausch und mit den gleichen Rechten zwischen den verschiedenen
Organisationen und Parteien der Linken ist sehr stark spürbar.
Die Verhandlung einer vertikalen Machtstruktur in den Organismen als
ein bewußter Schritt für die Erziehung jedes einzelnen Menschen
zur Unabhängigkeit und der Fähigkeit, sich zu entwickeln.
3. Es
erscheint mir auch, daß die Aktivisten wissen, wie wichtig es
ist, ihre eigenen Aktivitäten und Schritte zu demonstrieren, in
Verbindung mit dem ganzen Kampfprozeß in der Öffentlichkeit,
und daß das bereits realisiert wird.
4. Insgesamt erschien mir die Atmosphäre des Marsches sehr ansteckend,
aber die Vorsicht gegenüber dem Ernst der Zukunft wird nicht übersehen.
Das ist was für mich zum Beispiel dieser Satz ausdrückt: die
Linke kann nicht regieren ohne die Rechte und das Gegenteil. Die pragmatischen
Entscheidungen, frei von Ideologie, müssen ihre Tauglichkeit in
der Zukunft ausprobieren.
5. Grundsätzlich
zeigten mir die Tage und Stunden in El Salvador den Erfolg des sal-vadorenischen
Volkes, die 60 Jahre alte Militärherrschaft in eine zivile und
demokratische Gesellschaft umzuwandeln, in der Basis der Organisierung.
Damit sie nicht in eine formale Demokratie fällt und eigentlich
eine technokratische Diktatur die Köpfe besetzt, die nur demokratisch
scheint, wie es jetzt in Europa ist, und um im Gegenteil auch eine real-demokratische
Gesellschaft in Europa zu erreichen, braucht es die ganze Anstrengung
von uns.
In diesem
Sinn: Der Kampf geht weiter!
Andrea
San
Salvador, 2.April 1993
Für
Kein Friede:
Grüße,
liebe GenossInnen! Wir wünschen, daß eure Arbeit für
die Menschenrechte vorwärts geht und aufflammt wie das Banner
der Freiheit.
Vor
einem Jahr hat unsere Genossin Mirtala Lopez, Vertreterin der
farabundischen Jugend der FMLN, an diesem grandiosen Ereignis
teilgenommen, das in München begangen wurde, neben vielen
GenossInnen aus verschiedensten revolutionären und fortschrittlichen
Bewegungen der Welt, im Forum 1 unter dem Titel 500 Jahre
Kolonialismus und Widerstand - Demokratie und Menschrechte in
der neuen Weltordnung.
GenossInnen
, bevor ich euch unseren Vorschlag über das Datum, um den
internationalen Tag für die Freiheit der politischen Gefangenen
zu begehen, darlege, möchten wir uns vorstellen. Wir sind
eine Arbeitsgruppe für die Menschenrechte innerhalb der Organisation
Volkskräfte für die Befreiung (FPL), Mitglied
der FMLN.
Unsere
Arbeit nahm, als sie begann, zu der Arbeit und der Untersuchung
der Comision de la Verdad und Comision Ad Hoc
Stellung. Später arbeiteten wir daran, GenossInnen, die während
dem bewaffneten Konflikt verschwunden sind zu suchen - eine Aufgabe,
die es immer noch zu erfüllen gilt.
Wir
freuen uns, daß wir euch kontaktieren können und daß
unser Vorschlag diskutiert werden wird, um zu sehen, ob er standhält.
Als Arbeitsgruppe haben wir uns entschieden, daß der 10.
Dezember der Internationale Tag sein könnte, der ja der Tag
der Menschrechte in der Welt ist.
Bevor
wir uns verabschieden, möchten wir euch bekunden, daß
unsere Arbeitsgruppe für die direkten Beziehungen mit euch
zuständig ist, egal in welcher Angelegenheit oder Formalität.
Gut, GenossInnen, unsere Telefonnummer und Adresse habt ihr ja.
Wir danken euch, und freuen uns, mit euch zusammen für und
zum Schutz der Menschenrechte kämpfen zu können.
Hochachtungsvoll
Ernesto
Genas
(Verantwortlicher für die Menschrechte der FPL, eine der
fünf Parteien innerhalb der FMLN)
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